cinegeek.de's Movie Review of Youth (2015)

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Youth (2015)

Dekadent
cinegeek.de - wrote on 03/07/16

Youth ist eine bombastische dramatische Komödie über kleine Gefühle. Unwesentliche Gesten und belanglose Routine erhält hier übermässigen Wert. Keiner der Charaktere hat mehr Weisheit als jeder Durchschnitts-Typ. In diesem Sinne ist Youth ein anti elegischer Film, in dem die Figuren über ganz banale Gefühle senieren: Selbst-Liebe, Stolz, Schuld. Letztlich realisieren sie, dass ihre Sicht auf die Dinge letztlich nur ihren besonderen Umständen entspricht. Paolo Sorrentino hinterlässt uns Zuschauer mit der Bestimmtheit, dass wir nicht nur genauso viel wissen wie die Figuren, sondern vermutlich mehr. Youth gipfelt mit einem wundervollen Medley, das den Titel trägt "Simple Songs": "I've got a feeling. I live near. I live for you now." Nichts könnte besser passen zu diesem grossen Film der kleinen Gefühle. Michael Caine spielt den gefeierten Komponisten Fred Ballinger, der alljährlich mit seinem Freund, dem berühmten Filmregisseur Mick Doy­le (Harvey Keitel) im Schweizer Grand Hotel Urlaub macht. Ballnger muss sich eingestehen, dass er ein apathischer, abwesender Vater und Ehemann gewesen war. Die Gegenwart der Tochter Lena (Rachel Weisz) erinnert ihn daran beharrlich - immerhin ist sie seine Agentin. Doyle arbeitet mit Studenten an seinem letzten Werk, seinem Testament. Es ist aber fraglich, ob dieser Film je realisiert werden wird? Beide haben sich überlebt, pflegen aber noch einen priviligierten Lebensstil in Überfluss und Dekadenz - mit dem doppelten Boden der Melancholie. Wellness Behandlungen und gepflegte Mahlzeiten bestimmen diesen Urlaub. Als sich die Miss Universum vor ihnen entblättert, ist das für die Herren weniger erotisch als vielmehr ein idyllischer Anblick. Während sie sich über Prostata Krebs unterhalten, erwartet Doyle den Besuch seiner Muse Brenda Morel (Jane Fonda). Sie entcheidet letztlich durch ihre Zusage darüber, ob sein letztes Projekt produziert werden kann. Ballinger währenddessen soll durch Abgesandte des britischen Königshauses überredet werden, seine "Simple Songs" noch einmal aufzuführen. Sogar Lena Ballinger darf eine Krise durchleben, weil ihr Mann sie wegen einer Popsängerin verlassen will. Sorrentino gönnt uns den Spass, Ballingers zynischen Tagesgeschäften zu folgen, während er erörtert, ob er jetzt pissen gehen soll oder mit wem er damals auf der Highschool schlief. Ballinger philosophiert, Leichtfertigkeit sei eine Perversion oder alle Linkshänder seien unkorrekt. Meistens sprechen in Youth eben Leute, die sich gern reden hören. Dennoch erschien mir die romantische Idylle des Schweizer Hotels als eine echte Idylle: Vielleicht deshalb, weil die Menschen ab einem bestimmten Alter Frieden schliessen mit ihren kleinen Nichtigkeiten und Mängeln? Youth bietet dafür eine charmante Feststellung: Was ist schon eine tiefsinnige Aussage, wenn nicht nur ein weiterer winziger Schritt auf dem Weg, den Sinn des täglichen Lebens zu ergründen? mehr auf cinegeek.de

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