cinegeek.de's Movie Review of 24 Hour Party People

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24 Hour Party People

Wahnsinnig
cinegeek.de - wrote on 07/02/16

Our Daily Free Stream: Michael Winterbottom - 24 Hour Party People. Jedes Jahr ein bis zwei neue Filme von Michael Winterbottom und nebenbei noch eine TV Serie... 2017 kommen The Longest Cocktail Party und Love Song: Wolf Alice. Wir zeigen seinen besten Film - Michael Winterbottoms 24 Hour Party People erzählt die Geschichte der Manchester Musik-Szene - beginnend mit dem ersten Konzert der Sex Pistols bis zum Bankrott. Der Film glänzt mit einer Art inspiriertem Wahnsinn. Basierend auf den Fakten ist es für uns Berliner (die nicht dabei waren!) aber unbedeutend, ob wir die nun alle kennen. 24 Hour Party People funktioniert auch, indem wir uns einfach mit dem geckenhaft posierenden Helden identifizieren. Ein Typ, der sich selbst ernst nimmt, obwohl da eigentlich nichts, aber auch gar nichts ernst zu nehmendes ist! Wilson, den es echt gab, wird von Steve Coogan verkörpert. Eine Art Comic Figur - und so funktioniert das Konzept von Winterbottom: Realität und Schwärmerei werden munter verquirlt und dabei entsteht etwas, das viel wahrhaftiger ist als es eine "normale" Doku sein könnte! Wilson ist ein schlaksiger Typ mit einem hündischen Gesicht und der Eigenschaft, banales Zeug mit einer Eindringlichkeit vorzutragen, als ob das Ende der Welt verkündet würde. Ein aufrichtig wahnsinniger Mann! Während der Eröffnungsszene erleben wir Wilson, wie er sein erstes Sex Pistols Konzert in Manchester besucht. In dieser (wie auch anderen Sequenzen) mischt Michael Winterbottom Footage Material mit gespielten Passagen. Irgendetwas geschieht in der Nacht, dass die Rockmusik für immer verändert. Die Sex Pisols aber scheitern dennoch durch Sid Vicious' sagenhaften mörderischen Suizid. Ich denke, die Sex Pistols waren deshalb so berühmt, weil sie eben scheiterten! Hätten sie Erfolg gehabt, wären sie zwangsläufig kommerziell geworden. Im Grunde "rohrkrepierte" Johnny Rotten noch Jahre nach der Band - eine ziemlich bemerkenswerte Leistung! Für Tony Wilson hat "Anarchie" nichts mit Politik zu tun, sondern mit seinem Befinden. Es ist Befindlichkeit! Wilson ist sich sicher, die Zukunft gesehen zu haben und gründet mit seinem Partner Factory Records. Nichts bieten sie zum Verkauf an, keinen Back-Katalog, keine Verträge. Mit seinem eigenen Blut unterschreibt er die Vereinbarung, keine Verträge zu schliessen. Der Rest ist Geschichte, Factory etabliert sich als eines der erfolgreichsten Labels überhaupt. Joy Division oder Happy Mondays gehören zu Factory und das Label gründet einen Club, in dem alles Geld für Ecstasy drauf geht. Wilson interessiert all das nicht. Investoren, die Factory kaufen wollen, erklärt er, nichts anbieten zu können. Keinen Back-Katalog, keine Verträge: "We are an experiment in human nature. I protected myself from the dilemma of selling out by having nothing to sell." Ein wahrhaft liebenswerter Charakter, der in seltsamen Film-Dialogen spricht. Nichts von ihm klingt echt! 24 Hour Party People funktioniert zum Glück nicht nach dem Prinzip der nostalgischen Verklärung einer vergangenen Musikepoche. Der Film ist im Geiste Wilsons inszeniert, er verkörpert den Wahnsinn von Factory Records! Michael Winterbottom ist ein genauso fanatischer Filmemacher und Liebhaber wie es Wilson als "Label" Betreiber war! Er liebt seine Charaktere von ganzem Herzen und versteht, was mit den Sex Pistols begann und in den 90ern zerstört wurde. Der Film nimmt sich dabei selbst nicht ernst; einmal blickt Wilson direkt in die Kamera und erklärt uns, dass eine Szene fehlt (die es aber bestimmt auf DVD dann geben würde). Kein Plan, keine Strategie, nur eine Attitude! Das ist Punk und das hat Winterbottom verinnerlicht.

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