cinegeek.de's Movie Review of The Great Gatsby (2013)

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The Great Gatsby (2013)

Popart
cinegeek.de - wrote on 04/12/16

Ein Desaster ist Baz Luhrmanns Adaption von The Great Gatsby nicht. Visuell betritt der Film sogar Neuland! Die Misstöne rühren eher daher, dass Luhrmann versucht, einen "klassischen" Roman einzubalsamieren. Dafür bricht hier die unglaublichste 3D Technik heraus, die ich bis dahin im Kino sah! Gleich vier oder fünf filmische Experimente köcheln hier unter der Oberfläche. Obwohl der Film nicht funktioniert, ist seine Technik doch grandios! Dieses "Nicht-Funktionieren" hat aber eher damit zu tun, dass Luhrmann nicht in der Lage ist, seine Geschichte geradeaus zu erzählen. Jeder, der mal einen seiner Filme gesehen hat, weiss, worauf er sich einlässt: Die Theatralik alter Filme wird hier ordentlich aufgepoppt - am Ende wirkt jeder Luhrmann Film wie ein aufgeblasenes Musical, selbst dann, wenn nicht gesungen wird. Alles kommt hier zusammen: Echte Landschaften oder "gemachte", psychologisches Melodram und Slapstick! Wir erleben die Settings aus der Prohibitions-Ära: East Egg und West Egg, New York City durch die Perspektive des Erzählers Nick Carraway (Tobey Maguire) und oft meint man, Original Zitate von Fitzgerald darin zu vernehmen. Noch eine Pufferzone zwischen uns und dem Film! Wir wären über all das erstaunt und könnten es wohl auch geniessen, wäre Luhrmann nur mit ganzem Herzen bei der Sache. Doch ist er das? Im ersten Teil des Films erleben wir eine kunterbunte Party, unterlegt mit fetten Hip Hop Beats. Suff und Lust wird hier dargeboten, aber irgendwie fehlt das, was eine echte Party ausmacht: Es lässt sich keine echte Freude ausmachen. Der zweite Teil ist düsterer, doch obwohl Luhrmann uns nicht ganz so sehr zu überwältigen versucht, erschlägt sein Stil doch die Gefühle seiner Hauptperson. Fast meint man, Luhrmann würde sie gern offenbaren, aber traut sich nicht. Womöglich hat er zu viel Respekt vor dem Original und versteckt sich hinter seinen Bonbon-Dekos? Aber genau das lässt seinen Gatsby so leblos erscheinen! Leonardo DiCaprios Gatsby funktioniert dabei wie der grösste und simpelste "Special Effect" des Films: Sein Charakter ist derart mysteriös und in so hohem Masse nur Projektion des Erzählers, dass man ihn nicht zu fassen kriegt. DiCaprio spielt Gatsby mit grossen Gesten, aber ohne echte Gefühle. Immerzu scheint es, als ob sein Gatsby allwissend sei, aber nie heraus will mit der Sprache. Immerhin war DiCaprio selbst einmal ein vermeintliches Teenie Idol. Genauso spielt er Gatsby: Eine Ikone, aber kein Mensch. Immer wieder gibt es Momente, wenn DiCaprio und Luhrmann aber Intimität mit der Figur zulassen und in diesen wünschte ich, der Film wär eine Nummer kleiner geraten. Ich denke, Luhrmann könnte ein echte Charakter Portrait verfilmen - und das ist immerhin etwas, was ich nie von ihm erwartet hätte! So aber ist sein Gatsby dazu verdammt, eine einzige schrille Party abzugeben. Willkommen in Luhrmanns Popart Universum!

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