cinegeek.de's Movie Review of Kid with a Bike, The ( gamin au vélo, Le )

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Kid with a Bike, The ( gamin au vélo, Le )

Adoption
cinegeek.de - wrote on 04/20/16

Der erbitterte Junge ist ständig in Bewegung. Mit dem Ausdruck wilder Entschlossenheit rast er durch die Strassen, hämmert an verschlossene Türen und Fenster, fordert dringend. Er fordert die Liebe seines Vaters und ausserdem sein eigenes Fahrrad. Sein Name ist Cyril und er wird gespielt von Thomas Doret - ein Junge der ganz unbedingt Zuwendung braucht. Wir lernen ihn kennen in einem Waisenhaus, dort wo sein Vater ihn abgab und versprach zurückzukehren - was er nie tat. Wie ein kleiner Detektiv stellt er dem Vater nach, sucht ihn in der Stammbar oder in der alten Wohnung. Der Gewinner der Filmfestspiele in Cannes 2011 ist ein weiterer empathischer Film von Jean-Pierre und Luc Dardenne, den Brüdern aus Belgien, die so bewegende Melodramen mit Kindern oder jungen Leuten machen. Es gibt zwei Punkte in Cyrils Leben, an dem ernsthaft etwas schief gehen könnte. Doch die Dardenne Brüder verweigern derartige dramatische Höhepunkte. Mit ihrer knappen und direkten Art zeigen sie das Leben selbst: Die Angst eines kleinen Jugen davor, einfach weggeworfen zu werden. Cyril denkt immer noch, der Vater hätte ihn bloss vergessen und würde ihn zurückholen, so dass alles wieder gut wird. Er kann es nicht aushalten, wenn man ihm sagt, was zu tun ist oder er sich zurücknehmen soll. Einmal sieht Cyril einen Jungen auf seinem alten Fahrrad und jagt ihn. Er kennt keinerlei Angst. Schliesslich folgt Samantha (Cecile De France), die den örtlichen Schönheitssalon führt, dem Jungen mit Cyrils Rad und kauft es von dessen Vater. Cyril muss einsehen, dass dieser Junge sein Rad gar nicht geklaut hat. Es wurde ihm von Guy, Cyrils Vater, verkauft. Kühn fragt Cyril Samantha, ob er bei ihr wohnen darf. Sie willigt ein, dass er die Wochenenden bei ihr bleibt, doch es läuft nicht gut. Aus Angst vor Zurückweisung hat Cyril die Angewohnheit entwickelt, die Menschen auf ihre Geduld hin zu testen. Weshalb sie ihn aufgenommen hätte, fragt Cyril Samantha. Sie antwortet, sie wüsste es nicht. Schliesslich gerät der Junge in die Fänge von Wes, einem Kleingangster mit zurück gegelten Haaren, der ein paar Jahre älter ist. Meisterhaft zeigen die Dardennes, wie leicht es für Wes ist, Cyril zu manipulieren. Le gamin au velo ist kaum 90 Minuten lang, ungeheuer intensiv und sehr effektiv. Genau wie Cyril ist dieser Film fast rastlos, strebt nach vorn und immer nur nach vorn. Immer wieder haben die Dardennes Filme über Kinder und Eltern inszeniert. In diesem Werk ist der mysteriöseste Charakter aber nicht das Kind, sondern Samantha mit ihren traurigen Augen. Das ganze Gewicht des Lebens, wir sehen es in Cecile de France' Blick. Warum sie ihn aufgenommen hat? Wenn Samantha antwortet, sie wüsste es nicht, bin ich davon überzeugt: Sie ist sich dessen ganz genau bewusst.

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