cinegeek.de's Movie Review of Russian Ark ( Russkiy kovcheg )

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Russian Ark ( Russkiy kovcheg )

Barocco
cinegeek.de - wrote on 03/09/16

Our Daily Free Stream: Alexander Sokurov - Russian Ark (engl. subt.). Jede Rezension von Russian Ark beginnt mit Sokurovs Methode, diesen Wahnsinn inszenieren (oder sollte man präzisieren: begleiten) zu können: Drei Jahrhunderte russischer Geschichte in der Eremitage. 96 Minuten ohne Schnitt, gedreht in einer einzigen kontinuierlichen, digitalen Steadycam-Aufnahme vom Kameramann Tillmann Büttner. Durch den "One Take" wird es möglich, in einem Fluss zu erzählen, so dass wir uns unwillkürlich mit der Stimme aus dem Off identifizieren. Das Handeln der auftretenden Figuren verliert sich dagegen meist in Andeutungen. Es ist auch schlicht unmöglich, alle auftretenden Gestalten (in Originalkostümen) zuzuordnen: Peter, der Grosse, Zar Nikolaus, Katharina... Wie ein Fragment werden hier die historischen Ereignisse inszeniert - und wer würde nicht behaupten, dass auch unser historisches Wissen nur lückenhaft sei? Obwohl wir alles in einem Cut erleben, geht es wohl trotzdem weniger um die Einheit von Zeit und Raum - eher stolpern wir durch die Geschichte. Schliesslich trifft unsere Stimme aus dem Off noch auf einen heruntergekommenen Marquise aus dem 19. Jahrhundert, der fortan mit ihr polemisiert: Es geht um Petersburg als einzige europäische Stadt, Russlands Unfähigkeit, sich dem Westen anzuschliessen oder den lieblosen Umgang des Landes mit der Kunst. Die 70jährige Soviet-Herrschaft wird übrigens einfach übersprungen. Nur die Gegenwart taucht auf und wird verkörpert vom Museums-Direktor. Das grosse Finale stellt eine Ballnacht während des Monarchenfests 1913 dar und mit den Tanzenden entfernt sich die Kamera vom Geschehen. Ich denke, den meisten Zuschauern wird es ergehen wie mir und vollkommen ausreichen, Russian Ark als originelle und wunderschöne Idee anzusehen. Böse Zungen mögen hinterfragen, ob Russian Ark uns überhaupt interessieren würde, wäre der Film nicht in einem Take ge dreht? Schliesslich erfahren die einzelnen Szenen keine Steigerung, keine Inszenierung in diesem Sinne und kommen auch nicht auf den Punkt. Russian Ark nicht mehr als eine Tour De Force? Für mich aber reicht es aus, den Film als das stehen zu lassen, was er ist: Eine Sammlung von Bildern und Gedanken. Eine schöne Möglichkeit, abzuschweifen, wenn das furchtbare Schicksal Russlands auf ausgelassene Tanz-Szenen trifft - fast ironisch anmutend. In diesem Sinne ist es genauso relevant, was Sokurov nicht zeigt (wir aber doch alle wissen): Die Barbarei der Soviet-Herrschaft - Und ist es nicht genau das, was uns allen sofort einfällt, wenn wir an Russland denken? Russian Ark ist kein Stück Politik, sondern ein filmischer Tagtraum. mehr auf cinegeek.de

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