cinegeek.de's Movie Review of Victoria

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Victoria

Was für ein Hauptcharakter!
cinegeek.de - wrote on 03/04/16

cinegeek.de Victoria ist eine atemberaubende technische Leistung! So wird es auch auf dem Plakat angekündigt: Eine Stadt, eine Nacht, ein Take. 138 Minuten lang filmten Sebastian Schipper und sein Team den gesamten Film in einem durch. Sie taten das einige Male und suchten am Ende einfach die beste Version aus. Mit anderen Worten: Hier gibt es keine Mogeleien. Keine versteckten Schnitte, etwa wenn eine Tür geschlossen wird oder jemand an einer verdächtigen Wand entlang läuft. Schipper filmt in Echtzeit nachts in Berlin und entwickelt seine Geschichte zu einem intensiven Action Film. Leider ist die zweite Hälfte nicht mehr ganz so spannend wie die erste, weil die Charaktere (um den One Take zu erfüllen?) einige schwachsinnige Entscheidungen treffen müssen. Das Beste an Victoria ist übrigens nicht die technische Arbeit, sondern die Leistung der tollen Hauptdarstellerin Laia Costa. Von der ersten Einstellung an vermittelt sie uns, dass dies eine der denkwürdigsten Nächte ihres Lebens werden wird. Es ist Costa, in die sich die Kamera verliebt - sie ist der Star des Films! Als Victoria aus einem Club kommt, zieht sie die Aufmerksamkeit einer Gruppe von Jungs auf sich. Das ist verständlich, so schön und lebendig wie sie wirkt! Victoria ist seit drei Monaten in Berlin und kennt sich noch nicht gut aus. Einer der Jungs, Sonne (Frederick Lau), beginnt mit ihr zu flirten. Während der ersten Hälfte ist Victoria ein realistischer, schön beobachteter Liebesfilm (anders als man meinen könnte!). Victoria und Sonne, sie schlendern gemeinsam durch die Nacht und reden. Die Kamera von Sturla Brandth Grovlen umkreist währenddessen das schöne Paar. Die Gespräche der Beiden wirken aufrichtig und echt - und ich denke, dass wir hier den Beginn einer besonderen Liebe erleben. Manchmal traut sich der Film sogar, Victoria zu zeigen wie sie akrobatische Kunststücke auf Sonnes Rad vollführt - was wäre mit dem One Take geschehen, angenommen Costa wäre gestürzt? Der Höhepunkt: Victoria spielt eindrucksvoll Klavier für Sonne. Spätestens hier entwickelt sich der Flirt zu Liebe (wir spüren es in seinen Augen). Victoria schüttet ihr Herz aus, sie sei nach Jahren am Konservatorium doch nicht gut genug für die professionelle Laufbahn. Wir wissen nun, dass Victoria ein einsamer Mensch ist. Dann klingelt Sonnes Telefon und ab diesem Moment verliert sich Schippers Film ein wenig. Einer der Freunde aus der Gruppe ist zu betrunken, um bei einer "leichten" Aufgabe zu helfen. Boxer, der im Gefängnis sass und von Anfang an gefährlich auf uns wirkt, hat ein Problem. Er muss jemanden treffen, dem er einen "Gefallen" schuldet. Victoria fährt die Gruppe, sie springt ein für den Besoffenen (sie tut das vor allem von sich aus). Schippers Film entwickelt sich zum Bankraub Thriller. Victoria wird hektischer, auch ungeduldiger. Die Kamera selbst wird zu einem Charakter des Films (das rührt auch daher, weil wir uns manchmal fragen, wie der Kameramann die Treppe hochgekommen ist oder gerade mit uns in das Auto stieg). Oft wirkt die Kamera auch so, als ob sie Victoria einfach nicht allein lassen will in der fremden Stadt. Costa spielt einfach perfekt! Wie ihre Blicke die Stimmung des Moments vermitteln, gleichwohl ob während des Flirts mit Sonne oder im angsterfüllten zweiten Akt. Oft nimmt Victoria die Position einer Beobachterin des Wahnsinns um sie herum ein. Leider empfand ich den Film als etwas zu lang. Victoria benimmt sich da nicht anders als die Feiernasen einer durchtanzten Nacht und bleibt ein bisschen zu lange... Am Ende erinnerte ich mich nur an die grossen Momente des Films. Alles, was ich an Kritik hier vorbringe - im Grunde zählt es nicht! Wenn es ein schönes Kompliment gibt, dass ich dem Team machen möchte, dann folgendes: Victoria ist nicht nur ein Film mit einem Take, sondern vor allem mit einem umwerfenden Charakter! mehr auf cinegeek.de

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