cinegeek.de's Movie Review of Story of Floating Weeds, A ( Ukikusa monogatari )

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Story of Floating Weeds, A ( Ukikusa monogatari )

Musik
cinegeek.de - wrote on 06/11/16

Our Daily Free Stream: Ozu - A Story Of Floating Weeds (engl. subt.). Wer Filme wirklich liebt - der landet früher oder später bei Ozu. Er ist der ruhigste, der freundlichste aller Regisseure. Seine Filme sind die humanistischsten, die heitersten. Die Gefühle in seinen Filmen wirken so stark und tief, da sie sich mit den Themen beschäftigen, die für uns am wichtigsten sind: Mit Kindern und Eltern, der Ehe oder einem Leben allein. Sie handeln davon, sich umeinander zu kümmern. Geboren wurde Yasujiro Ozu 1903; er starb 1963. Bis in die 70er hinein, kannte man seine Filme aber nur ausnahmsweise ausserhalb Japans. Bis heute kann ich nicht behaupten, dass viele Kunden in der Filmkunstbar Fitzcarraldo nach Ozu Filmen fragen. Es funktioniert anders herum: Ich empfehle Ozu und kann damit viele Kunden glücklich machen. Wer mal einen Ozu Film im Kino erleben durfte, der wird bestätigen: Nie hört man mehr Gäste weinen! Im Grunde ist es unmöglich, den besten Ozu Film zu bestimmen. Man muss seine Filme als Ganzes betrachten, als Kunstwerk auf höchstem Niveu. Normalerweise werden zwei Generationen betrachtet, denn Ozu macht Familien Dramen. Nur ganz selten offenbaren seine Charaktere ihre Gefühle. Ihre wichtigsten Entscheidungen werden nur angedeutet - bleiben unausgesprochen. Ozu hat mit grosser Weisheit durchschaut, wie wir unseren Egoismus immer wieder so ausbalancieren, dass wir mit anderen Menschen zusammenleben können. Für mich ist Floating Weeds so etwas wie ein Musikstück, dass ich immer wieder hören kann. Dieser stille Film bietet einige Charaktere, die für mich fast wie gute Nachbarn geworden sind. Im Mittelpunkt steht ein Egoist. Floating Weeds ist kein trauriger Film, im Gegenteil, die Hauptfigur ist witzig, starrköpfig und auch berührend. Sein Name: Komajuro (Ganjiro Nakamura). Er leitet eine Gruppe von Wanderschauspielern. Seine Geliebte Sumiko (die schöne Machiko Kyo) verhält sich stets loyal ihm gegenüber, genauso wie die übrigen Schauspieler. Uns aber wird schnell klar, dass etwas schief läuft mit ihnen... Die Geschichte von Floating Weeds könnte man als Tragödie, als Musical, sogar als Oper erzählen. Ozu aber entscheidet sich dafür, einfach das Leben abzufilmen. Er führt es als Verkettung des Alltäglichen vor. Ozu liebt seine Charaktere viel zu sehr, um sie dramatischen Hochs und Tiefs auszusetzen. Floating Weeds folgt dem Rhythmus des "ganz normalen" Lebens. Dabei werden wir nicht von einem Punkt des Plots zum nächsten geführt. Ozu benutzt seinen virtuosen Stil immer wieder, um uns zum Nachdenken, zum Verweilen zu bringen. Er platziert seine Kamera stets unterhalb seiner Schauspieler. Zwischen den Szenen fügt er immer wieder seine wundervollen Stilleben ein: Eine Landschaft, Architektur, ein Banner im Wind... Die Kamera bewegt sich nie. Ozu bietet nicht einmal Auflösungen, nur Cuts zwischen den einzelnen Kompositionen. Die Wirkung ist besinnlich, wir denken über uns selbst nach, anstatt einfach zu reagieren. Die Musik von Kojun Saito gibt dem Ganzen ein nostalgisches Flair, so als ob wir einem Traum beiwohnen. 54 Filme dreht Ozu - immer wieder mit denselben Schauspielern und Technikern. Er sagte einmal, dass er seinen eigenen Stil formelhaft im Kopf hätte und dabei keine unnötigen Imitationen anderer Meister nötig hätte. Ozu stellte seine eigenen Regeln auf und befolgte sie. Ist dir aufgefallen, dass sich die Schauspieler bei Ozu gar nicht ansehen, während sie miteinander reden? Hat es dich gestört oder erschien es dir ganz selbstverständlich? Ozu ist für mich der Japanischste aller Filmemacher. Er probierte sein Material immer und immer wieder, verfeinerte es, variierte es - immer behielt er dabei seinen eigenen Stil bei. Ganz so wie die alten Meister bildender Kunst in Japan. Neuland zu betreten war nichts für Ozu, wohl aber die immer wieder neue Gestaltung eines Themas. Obwohl seine Filme so weit entfernt von uns spielen, können wir doch auf die eine oder andere Weise alle Menschen, die wir kennen, darin wieder erkennen.

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