cinegeek.de's Movie Review of Ida

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Ida

Polnische Klassiker
cinegeek.de - wrote on 03/30/16

Es ist eine reine Freude, die Reihe der "Masterpieces of Polish Cinema" auf DVD wieder zu entdecken. Ich habe euch ein paar davon in das Regal an unserer Treppe gestellt und sie wirken wie ein Gruss aus der goldenen Zeit des europäischen Arthaus Kinos in den frühen 60ern. Diese Art von Kino ist 2013 aber nicht tot, sondern lebt wieder auf mit Pawel Pawlikowskis Ida! Wir reisen zurück in das Polen um 1960, in eine ländliche Gegend. Dort steht ein ziemlich abgelegnes Kloster, in dem die 18-jährige Novizin Anna (Agata Trzebuchowska) lebt. Geredet wird hinter den Mauern wenig, weder bei Essen, noch während Annas Arbeit an einer Christusstatue. In ein paar Tagen soll Anna ihr Gelübde ablegen. Vorher aber kehrt sie noch einmal in die Stadt zurück, um ihre Tante Wanda (Agata Kulesza) zu besuchen. Wir erleben sie mit neugierigen Augen in der Strassenbahn und schliesslich steht Anna ihrem genauen Gegenteil gegenüber: Wanda trinkt, liebt Männer und will mit Familie an sich nichts zu tun haben. Wanda erklärt Anna, dass sie eigentlich Ida heisst und Jüdin ist. Ihre Eltern aber wurden von den Deutschen ermordet. Obwohl sie Anna an sich lieber ins Kloster zurückschicken würde, entschliesst sich Wanda, mit der Nichte nach den Spuren ihrer Verwandten zu suchen. Ida ist eine Reise in die Vergangenheit: Die der deutschen Besatzung, aber auch in die dunkle Stalin-Zeit. Pawel Pawlikowski, der seit den späten 70ern in England lebt (sucht mal im Regal oder unserem Online Katalog nach britischen Filmen von ihm!), hat die Zeit authentisch rekonstruiert, zumindest kommt es mir beim Betrachten so vor. Gedreht wurde Ida in einem kontrastreichen Schwarzweiss und einem fast quadratischen Bild, das als Hommage an die grossen Werke der Neuen Polnischen Welle zu Beginn der 60er erinnern soll. Ida ist aber kein Film der nostalgischen Manierismen, sondern atemberaubend, fesselnd und eigenständig! Ida wäre nicht nur in Polen 2013 ein Meisterwerk, sondern in jedem Land, zu jeder Zeit! Neben der historischen Schärfe, führt uns Ida eine ganze Reihe von Archetypen vor, die phantastisch gespielt werden: Nicht nur die nihilistische "rote" Wanda, in deren Schicksal sich so viele Konflikte der jüngeren Geschichte wiederspiegeln, sondern auch die aufstrebende junge Nonne. Ida verbeugt sich nicht nur einfach vor den Meisterwerken vergangener Zeiten, sondern erinnert das heutige Kino daran, es diesen Filmen gleich zu tun!

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