cinegeek.de's Movie Review of Cleo from 5 to 7 ( Cléo de 5 à 7 )

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Cleo from 5 to 7 ( Cléo de 5 à 7 )

Warten
cinegeek.de - wrote on 05/09/16

An diesem frühen Abend, in der Zeit zwischen fünf und sieben, wird Cleo die Ergebnisse ihres Tests vom Arzt bekommen. Cleo geht fest davon aus, dass der Bericht negativ sein wird, dass sie an Krebs erkrankt ist. Agnes Vardas Film dauert 90 Minuten lang. Sie wirken auf uns genauso nervenaufreibend wie auf Cleo. Vorweg sei eine Frage erlaubt: Wenn du die Grössen der Nouvelle Vague aufzählst - ist Varda unter ihnen? Oder vergisst du sie meistens? Ich hab mich dessen schuldig gemacht in der Vergangenheit, weil man immer die weiblichen Regisseure unterschlägt. Oder? Cléo de 5 à 7, Baujahr 1962, hat die Zeit überdauert. Wurde das Werk in den 60ern als richtungsweisend bewertetet, wirkt es heute noch genauso modern wie damals! Cléo (Corinne Marchand) ist ein junger französischer Popostar, die gerade den ersten Ruhm erntet. Sie betritt ein Cafe, während einer ihrer Songs läuft. Eine Frau beschwert sich über den Lärm. Es ist eine der Ideen des Films, dass wir die Gespräche an den anderen Tischen mitbekommen (so das Zerwürfnis eines Pärchens), während Cleo wartet. Ich denke, wir hören wie Cleo. Das hat ein psychologisches Moment, denn im Angesicht des Todes, nimmt man andere Menschen ganz anders wahr. Es sind Gedanken über das Leben, das den Anderen weiterhin vergönnt ist. Um Cleo herum geschehen ganz triviale Dinge, durch ihre Perspektive aber, gewinnt der Film seine Tiefe. Es beginnt um fünf, da ein Stapel Tarot Karten gezeigt wird: Während der Film Schwarzweiss gefilmt wurde, sind die Karten farbig. Das hat eine alamierende Wirkung auf ich, obwohl ich die Tarot Karten nicht lesen kann. Wir sehen einen Galgen und den Tod, es kann nichts Gutes verheissen. Später besucht Cleo einen Laden mit Hüten. Sie probiert einige auf und entscheidet sich für den schwarzen... Dann erleben wir Cleo in ihrem Apartment. Es ist gross und wirkt leer. Ein Klavier und ein Bett, das wie ein Thron wirkt. Cleo empfängt ihren Liebhaber und es ist ganz offensichtlich, dass die Beziehung beider keine Leidenschaft kennt, nur Routine. Vermutlich empfängt sie ihn immer um die Zeit. Unser Bild von Cleo verdichtet sich: Sie ist nicht mehr als ein langweiliger und ordinärer Popstar. Alles an ihr - nur Fassade, nur Style. Umso schwieriger gestaltet sich die Rolle für Corinne Marchand: Cleo ist eine banale Person, die nun an Tiefe gewinnt, weil sie glaubt, sterben zu müssen. Anders als die männlichen Kollegen der Nouvelle Vague, war Agnes Varda ursprünglich keine Filmkritikerin. Sie begann als Fotografin und daraus zieht ihr Film seine Modernität. Die Einstellungen wirken wie perfekte Kompositionen - sie sind aber nicht selbstbezogen, sondern dem Ganzen dienlich! Die Bilder stützen die Entwicklung des Charakters von Cleo, nicht nur durch den Plot und die Dialoge, sondern darüber hinaus durch Raum und Licht. Viele der männlichen Nouvelle Vague Regisseure spielen gern herum mit stilistischen Mätzchen. Früher mag man das als kühn empfunden worden sein, heute wirkt es oft putzig. Varda arbeitet ungleich sensibler und subtiler. Schau dir noch einmal die Szene an, in der Cleo im Park auf den jungen Soldaten Antoine (Antoine Bourseiller) trifft. Obwohl er keine Ahnung hat von ihrem Zustand, redet er ausgesprochen teilnahmsvoll mit Cleo. Beide teilen etwas in diesem Gespräch. Hier wird deutlich, dass eine Frau den Dialog schrieb. Varda lässt Antoine in einem Ton mit Cleo sprechen, wie es sich eine Frau wünscht (wie erfrischend ist das, da wir meistens Frauenfiguren erleben, die Dialogzeilen aufsagen müssen, die ganz offensichtlich von Männern erdacht wurden!). Wir bieten übrigens unten im DVD Archiv eine breite Auswahl an Varda Filmen an. Du kannst dir zu Hause eine private Varda Werkschau veranstalten. Was für ein netter Mensch muss Varda sein - das war das Erste, was mir nach meiner eigenen Retro einfiel! Wie fröhlich und neugierig ihr Blick ist! Wie viel Energie diese Frau haben muss! Cléo de 5 à 7 zeigt so viel Sympathie und Verständnis für das Leben an sich! Varda durchschaut die Oberfläche des Seins und mit grosser Klarheit das, was darunter liegt. (Dazu gibts unsere Film List "Nouvelle Vague" auf cinegeek.de

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