cinegeek.de's Movie Review of The Imaginarium of Doctor Parnassus

Rating of
N/A

The Imaginarium of Doctor Parnassus

Zauberspiegel
cinegeek.de - wrote on 05/13/16

Terry Gilliam hat einen Film gemacht, der im Grunde sein eigenes Leben zeigt. Ein Marktschreier, der uns mit seinen Fantasievorstellungen ködert. Selbstredend extravagant und abgehoben, mit Zauberspiegeln, Schall und Rauch. Doch genau das ist seine Natur. Doch diesmal gibt es sogar einen Grund dafür, dass Gilliams Film so überdreht ist: Sein Hauptdarsteller Heath Ledger starb mitten im Dreh. Willkommen also im bizarren Zauberwagen des sehr, sehr, sehr alten Parnassus (Christopher Plummer), der durch London bollert und die Schaulustigen anzieht. Mit an Bord: Der Marktschreier Anton (Andrew Garfield), die Tochter Valentina (Lily Cole) und ein grimmiger Zwerg namens Percy (Verne Troyer). Anton und Percy retten einen Mann vom Galgen: Tony (Heath Ledger). Er wird zur neuen Attraktion der Show und gibt dem Unternehmen frische Impulse (denn immerhin wird es von Parnassus seit Dekaden betrieben). Dass Parnassus überhaupt Jahrhunderte alt werden konnte, hängt mit einem Händel zusammen, den er mit Satan persönlich (wie immer Tom Waits) abschloss. In dem Moment, da Valentina 16 wird, darf sie den Vater ablösen. Natürlich ist Parnassus mit den Bedingungen, ewig zu leben, nicht mehr einverstanden und will raus aus dem Vertrag. Das aber ist nicht ganz einfach, da die Zahlungsmodalitäten des Teufels so komplex sind wie ein Kredit der Landesbank. Tony entdeckt nun eine wunderbare Fähigkeit. Auf den anderen Seiten der Zauberspiegel kann er fantastische Welten kreieren, die allesamt sehr Gilliam-typisch sind. Hier steckt die ganze Energie um das Team dieses britischsten aller Amerikaners drin; hier wurden CGI Effekte tatsächlich magisch eingesetzt! Vermutlich sollte Ledger alle Tonys in den Parallelwelten spielen, doch leider verstarb er. Gilliam griff zu einem wahren Kunstgriff und besetzte Johnny Depp, Jude Law und Colin Farrell, alle als Ledgers Tony auf der anderen Seite des Spiegels! Mein Problem, nicht nur mit The Imaginarium of Doctor Parnassus ist folgendes, dass Gilliams Kunst selten eine kontinuierliche Geschichte aufweist. Er ist frei von den Ideen eines klassischen Plots. Ich merke an den Reaktionen der Videokunden, die den Film bei mir geliehen hatten, welche Wirkung er haben kann! Wie er das Publikum mit seinen Bilderwelten verzaubert! Für mich aber stehen drei Akte, drei Paralelwelten nebeneinander. Ohne Spannungsaufbau, tatsächlich wie auf dem Jahrmarkt. Ledger schafft es in den Londoner Szenen, seinem Tony etwas Bodenhaftung zu verpassen. Dadurch, dass die Rolle ansonsten aber gedrittelt wurde, können wir uns nicht einmal mehr an seiner Person, an seinem Spiel orientieren. Das macht den Film zur Nummernrevue. Ich empfehle also, den Moment zu geniessen, die avantgardistischen Aufnahmen, die originellen Einfälle. So wie Parnassus selbst, der nur an den Augenblick denkt und nicht an die Ewigkeit, die in Satans Händen folgen wird...

Are you sure you want to delete this comment?
  
Are you sure you want to delete this review?
  
Are you sure you want to delete this comment?