cinegeek.de's Movie Review of Best of Youth, The ( Meglio gioventù, La )

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Best of Youth, The ( Meglio gioventù, La )

40 Jahre
cinegeek.de - wrote on 09/19/16

Our Daily Free Stream: La Meglio Gioventu. Jede Rezension von La Meglio Gioventu beginnt damit, dass Marco Tullio Giordanas Werk sechs Stunden lang ist. Dabei kann ein guter Film gar nicht lang genug sein (während ein schlimmer Film nicht schnell genug vorbei sein kann). Ich war wirklich drin in diesem Epos, befand mich ausserhalb der Zeit. Der Film wurde im Cinema Paris am Ku'damm in zwei Blöcken gezeigt und als das Licht im Saal anging, hatte ich nicht das Bedürfnis, hinauszugehen. Von mir aus hätte La Meglio Gioventu noch drei Stunden andauern dürfen. Ist es nicht so, dass die Begrenzung von zwei Stunden aus den meisten Filmen Kurzgeschichten werden lässt? Hier aber kommt ein Roman! Ein äusserst ambitionierter! Wir folgen zwei Brüdern über einen Zeitraum von über 40 Jahren. Von 1963 bis 2000. Von Rom nach Norwegen, dann Turin, Florenz und Palermo - und schliesslich wieder Rom. Wir erleben die 68er, die Jahrhundert-Flut in Florenz, die Roten Brigaden und die wirtschaftliche Flaute in den Fiat Werken. Zeitgeschehen wie die Fussball WM 1982 oder ähnliche Ereignisse werden übers Radio vermittelt - letztlich umfasst das Werk 40 Jahre italienischer Geschichte. Die Brüder heissen Nicola und Matteo Carati (Luigi Lo Cascio und Alessio Boni). Wir lernen ihre Eltern Angelo (Andrea Tidona) und Adriana (Adriana Asti), die ältere Schwester Giovanna (Lidia Vitale) sowie die jüngere kennen. Gleich zu Beginn des Films erhält Nicola seinen Doktortitel der Medizin, während Matteo noch Literatur studiert. Matteo sucht sich einen Job in einer Nervenheilanstalt und darf fortan die schöne Giorgia (Jasmine Trinca) betreuen. Durch eine Elektroschock Therapie wurde sie verwundet und hat Angst vor der Welt draussen. Spontan entscheidet Matteo, sie aus der Klinik zu befreien und auf einen Sommer-Trip mit seinem Bruder und zwei Freunden mitzunehmen. Es soll ihre schönste gemeinsame Zeit werden. doch Giorgia wird von der Polizei aufgegriffen und bald schon verlässt Nicola Italien und reist nach Norwegen. Matteo dagegen, schmeisst sein Studium, da er die Positionen des Professors nicht teilt. Der brillante Literat schliesst sich der Armee an. Wieso handelt er so? Wieso quält er sich? Nicola dagegen trifft eine junge Frau, die mitten auf der Strasse Klavier spielt. Sie heisst Giulia (Sonia Bergamasco). Ihre Blicke treffen sich und beide wissen: Sie begehren sich. Ohne Heirat leben sie zusammen und bekommen eine Tochter: Sara. Giulia aber entzieht sich zunehmend der Familie, unterhält eine gemeinsame Zelle der Roten Brigaden. Matteo dagegen wird Polizist und lässt sich in Sizilien stationieren - dort wo niemand hin will. In einem Cafe trifft er auf die schöne Fotografin Mirella (Maya Sansa). Matteo gibt sich als Nicola aus und erzählt Mirella von der Bibliothek in Rom. Später wird er sie dort wiedertreffen - Mirella beginnt dort als Bibliothekarin zu arbeiten. Sie werden zu Liebhabern, Matteo aber kann niemanden nahe an sich heranlassen. Einzig sein Bruder und Giorgia durften ihn wirklich kennenlernen. Eine innere Unruhe treibt ihn, Selbsthass zermürbt ihn. Sämtliche Figuren im Film, wir werden sie wiedersehen. Nicola wird Giorgia finden in einem unverhofften Zustand. Die Charaktere und ihre Geschichte, sie sind miteinander verwoben, ohne sich aber zu kennen. Marco Tullio Giordana nimmt sich genügend Zeit, um sie uns alle vorzustellen, wie sie sich entwickeln, altern und etwas über sich selbst erfahren. Dabei ist die Entwicklung Giulias die wohl berührendste und radikalste. Endlich darf auch Nicola zufrieden sein - endlich darf er erkennen, wie nahe sein Glück die ganze Zeit über war! Matteo dagegen, bleibt die tragische und mysteriöse Figur. Giordana zeichnet kein einfaches Bild seiner Heimat. Bereits nach seinem Abschluss erhält Nicola den Tipp seines Professors, dieses schöne, jedoch träge Land zu verlassen. Nicola aber bleibt. Wir bekommen Einblicke in die Figuren, ihre politischen Umstände, in das ganze Land - die wir sonst niemals erhalten hätten! Wie wundervoll ist der optimistische Charakter des Vaters! Wie verstörend die aufbegehrende Giulia! Ein Meisterwerk mit überraschenden Auflösungen und einem wundervollen Finale! Sechs Stunden lang und genauso tiefgründig!

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