cinegeek.de's Movie Review of Kafka

Rating of
N/A

Kafka

Kafkas Welt
cinegeek.de - wrote on 10/17/16

Our Daily Free Stream: Steven Soderbergh - Kafka. Auch weiterhin kein neuer Soderbergh in Aussicht... Wie lange mag dieses Versprechen halten? - Wer erinnert sich noch an die tolle Entstehungsgeschichte von Steven Soderberghs Debüt? Wie er das Drehbuch in acht Tagen schrieb als er nach Hollywood fuhr? Wie er die Schauspieler gegen Rückstellung spielen liess und schliesslich alles "independent" finanzierte. Indie, das war damals noch ein Abenteuer und keine Marke! Schliesslich gewann Soderbergh überraschend Cannes und darf seitdem als "Godfather" des Indie Kinos gelten. Kafka war sein zweiter Film und spielt wie bereits sein Debüt vor allem in Innenräumen. Die sehen aus wie der wahrgewordene Albtraum eines Set-Designers - oder wie Kafkas Prag. Kafka wurde in Schwarzweiss gedreht, springt aber manchmal um und erscheint dann farbig wie ein billiger Science Fiction Film. Hauptrolle: Jeremy Irons, der Mann mit dem ewig leidenden Gesichtsausdruck. So ausgemerkgelt und bleich wie Irons stelle ich mir auch den Dichter Kafka vor. Er bewohnt seine eigene fiktionale Welt. Kafka lebt in Kafkas literarischem Szenrario (wobei Soderbergh aber auch andere filmische Quellen anzapft). Kafka schreibt Kurzgeschichten, so wie die über einen Mann und seine Transformation in eine Kakerlake. Sein Vertrauter heisst Eduard. Die Geliebte Eduards ist Gabriela (Theresa Russell), für Kafka aber stellt Leidenschaft eine Fremdsprache dar. Natürlich. Ich denke, dass Vorhaben, Kafka filmisch umzusetzen, dürfte eines der schwierigsten sein. Handeln seine Geschichten doch von selbstbezogenen Einsiedlern. Wie verfilmt man aber das Innere des Menschen? Die Kafka Verfilmungen, die ich zuvor sah, vermochten dieses Problem nicht zu lösen. Soderbergh versuchts zu umgehen, denn sein Film handelt doch eher von Kafkas Romanfiguren als dem Autoren selbst. Für mich gehört Kafka in den Bereich existentialistischer Träumereien, bei Soderbergh aber kommt er wie ein verrückter Forscher daher. Warum hat Soderbergh sich da rangewagt? Vermutlich ist er Kafka Bewunderer und versuchte sich daher an diesem filmischen Labyrinth. Einer aber passt nicht in diese Welt: Kafka selbst. Soderbergh beweist sich als guter Regisseur, doch der Stoff mag ungeschickt gewählt sein. Dann doch lieber wieder eine achttägige Tour bei der am Ende ein Drehbuch steht.

Are you sure you want to delete this comment?
  
Are you sure you want to delete this review?
  
Are you sure you want to delete this comment?