cinegeek.de's Movie Review of Barfly

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Barfly

Chinaski
cinegeek.de - wrote on 09/20/16

Our Daily Free Stream: Barbet Schroeder - Barfly. Charles Bukowski ist der Poet der Skid Row. Fast aussichtslos, seine Kunst denjenigen nahe zu bringen, die ihn nicht verstehen wollen. Bis er 50 war, zog Bukowski durch L.A., stieg in unzähligen Bars mit ungezählten Frauen ab. Sie alle waren billig, teuer, schlecht oder gut - je nachdem und in beliebigen Varianten. Barfly lädt uns für die Länge eines Spielfilms ein, Platz zu nehmen in seinem Universum. Zumindest für einige Tage, die nach Bukowski Massstäben zu seinen besseren gehören. Hier befinden wir uns also in einer heruntergekommenen Bar. Dieselben Trinker nehmen täglich ihre Plätze ein und verharren. Niemand scheint sich für den Anderen zu interessieren und doch weiss jeder alles über jeden. Stammgast ist auch Henry (Mickey Rourke), Bukowskis Alter Ego. Ein Trinker und manchmal auch ein Dichter. Der Bartender hasst Henry aus demselben Grund, weshalb jeder Barkeeper in einer solchen Spelunke seine Kunden hasst: Er muss einen solchen Verlierer bedienen, ohne Aussicht auf ein nennenswertes Trinkgeld. Herny und der Bartender gehen hinaus in den Hof für einen Faustkampf. Herny steckt ein, spuckt Blut und nimmt noch einen Drink. Für ihn alles ganz normal. Eines Tages sitzt Wanda (Faye Dunaway) am anderen Ende der Bar. Sie sieht aus wie eine Frau mit Klasse, die exakt in diese Bar gehört - und doch nicht. Eine Trinkerin mit Stil. Herny und Wanda unterhalten sich. Schnell kommt heraus, dass Henry pleite ist. Sie lädt ihn ein zu sich nach Hause. Alle Dialoge von Rourke und Dunaway in Barfly sind ein reines Vergnügen; der Schlagabtausch dieser Nacht aber - reine Poesie! Sie erklärt, dass sie immer die schlechtesten Entscheidungen trifft, wenn sie betrunken ist. Natürlich. Tags darauf kommt ein schönes Mädchen (Alice Krige) in die Bar, die Henry sucht. Sie schreibt für ein Literaturmagazin. Beide gehen zu ihr nach Hause, trinken, flirten, leben einfach nebeneinander her. Als das schöne Mädchen wieder die Bar besucht, ist Wanda bereits dort. Diesmal leben sie nicht nebeneinander her. Im Grunde gehts darum in Barfly, einem Film, der ohne nennenswerten Plot auskommt. Barfly entspringt aus der Welt der Trinker, in der ein Schritt nicht zwingend zum nächsten führt. Zwischen dem Kater danach und vor dem nächsten Suff kann alles passieren. Barbet Schroeder hat den Film gemacht nach einem (dem einzigen!) Original-Drehbuch Bukowskis. Acht Jahre arbeitete Schroeder daran, laut Bukowskis Hollywood (nicht dem "Roman zum Film", sondern einer Art Entstehungsgeschichte) spazierte Schroeder sogar ins Büro seines Produzenten, um sich mit einem Tranchiermesser einen Finger abzuschneiden. Oder vielleicht auch dem Produzenten? Schroeder versucht nie, uns zu beeindrucken mit seiner künstlerischen Finesse. Stattdessen filmt er einfach das Drehbuch ab - wohl aber mit viel Liebe für jedes Detail! Das Resultat: Ein sehr amerikanischer Film, obgleich einer wie kein zweiter! Barfly zeigt die Menschen, die wir nie bemerken, mit denen wir nie in Kontakt kommen. Allein das macht ihn zu einem kleinen Klassiker!

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