cinegeek.de's Movie Review of Betty Blue ( 37°2 le matin )

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Betty Blue ( 37°2 le matin )

Grell
cinegeek.de - wrote on 07/24/16

Our Daily Free Stream: Jean-Jacques Beineix - betty Blue. Liebe ist nicht gleichbedeutend mit Nacktheit. Eine im Grunde offensichtliche Tatsache, die Jean-Jacques Beineix sich jedoch weigert zu akzeptieren. Er hat eine romantische Obsession verfilmt - mit ganz, ganz viel nackter Haut. Es war die dritte Arbeit des Franzosen, der das französische Kino während der 80er runderneuerte, aber auch von vielen Cineasten verlacht wurde. Beineix polarisiert und das tut er auch mit Betty Blue. Eingangs sehen wir, wie sich ein Paar unter dem Portrait der Mona Lisa liebt. Der Erzähler führt uns ein, sie würden das jede Nacht machen. Die Sex-Szene dauert minutenlang und ist selbst heute, 30 Jahre später, noch ungewöhnlich freizügig! Der Erzähler ist übrigens der Mann im Bett. Er heisst Zorg und wird gespielt von Jean-Hughes Anglade. Er lebt mit Betty in einem Fertighaus am Strand (beide kennen sich erst seit einer Woche). Ausserhalb der Saison gibt es nur wenige Nachbarn, im Grunde sind sie allein. Zorg wird von seinem schmierigen Vermieter ausgebeutet. Offenbahr arbeitet er als eine Art Hausmeister und soll jetzt alle 30 Bungalows anstreichen - nebenbei. Betty hasst den Vermieter, schmeisst ihn nackt aus dem Haus, schüttet einen Eimer rosa Farbe über seinen Wagen und brennt eine Hütte nieder. Überhaupt: Sie ist nicht einfach. Zorg muss mit ansehen, wie sie seinen gesamten Kram aus dem Fesnter schmeisst. Plötzlich aber findet sie sein Manuskript. Ab dem Moment hällt Betty Zorg für ein Genie und umsorgt ihn. Obwohl er beteuert, dass kein Verleger Interesse habe und er auch nie wieder etwas geschrieben hätte - für Betty steht Zorgs Glanz nun ausser Frage. Wer sich nun wundert, in welcher Welt so eine Geschichte nun spielen soll? In keiner realen. Wer würde eine gewalttätige und impulsive Frau wie Betty auf Dauer ertragen? Ausserhalb des Betts funktioniert im Grunde nichts. Wer den zugrunde liegenden Roman von Philippe Djian las, weiss recht bald, dass Betty nervenkrank ist. Dem Leser wird bewusst, dass sie Arzneimittel missbraucht und sich in einer Abwärtsspirale befindet. Jeder merkt dass, ausser Zorg. Ich konnte dieser Figur immer recht wenig Interesse entgegen bringen, da er fast masochistische Züge trägt. Nur ein blinder Liebhaber? Oder ist da mehr? Die Fragen stellen sich aber nicht, da Betty Blue in einer anderen Welt spielt. Es ist Bettys Welt. Sie wird gespielt von Beatrice Dalle, um die schnell ein Kult entstand. Im Film tritt sie genauso oft nackt wie angezogen auf (dasselbe gilt für Zorg). In den 80ern kusierten zahlreiche Artikel, die Betty Blue als feministischen Film darstellten. All das zielt am Herzen des Werks vorbei: Betty Blue ist der Film von Beatrice Dalle und die wirkt am besten nackt. Betty Blue ist vor allem ein Film über ihre Kurven! Beineix greift zurück auf die Tradition der Nacktfilme, die noch eine Dekade zuvor in den Bahnhofskinos liefen. Diese Skin Flicks hatten einen bestimmten animalischen Charakter und der kommt in Bettys Wesen durch. Betty Blue markiert eine Zäsur. Der französische Arthaus Film ist nicht mehr gleichbedeutend mit Art. Arthaus im Sinne von Betty Blue bedeutet vor allem ganz viel Haut. Jeder "Cinephile" wusste das und konnte es als Schutzschild missbrauchen. Man musste sich nicht mehr entblössen und ins Bahnhofskino schleichen. Betty Blue lief ganz bequem in den Programmkinos. Ein Comic für Erwachsene - grell und obszön und unheimlich schön!

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