cinegeek.de's Movie Review of From Afar ( Desde allá )

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From Afar ( Desde allá )

Nichts
cinegeek.de - wrote on 07/05/16


Nicht anfassen, nur schauen. Das sind die Regeln, wenn Armando (Alfredo Castro) sich Jungs von der Strasse in die Wohnung holt. Sex als Gefälligkeit ohne Körperkontakt. Ganz unvermittelt führt uns der Lorenzo Vigas mit seinem Debüt in das Leben eines alleinstehenden Zahntechnikers ein. Armando hat kaum Kontakte zu anderen Menschen, im Grunde nur zu seiner Schwester. Wie ein Geist bewegt er sich in der Welt. Alles geschieht als Routine, nur die Suche nach Jungs wird in raubtierhafter Gier erledigt. Der Titel Desde Alla bedeutet "von weitem" und so masturbiert er auf der Coach, während seines Jungs sich entkleiden. Das entspricht Armanondos Entfernung vom Rest der Gesellschaft. Dann hat er Pech. Seine neueste Entdeckung entpuppt sich als Strassengangster. Armando wird niedergeschlagen und ausgeraubt. Das aber beeindruckt ihn gar nicht. Im Gegenteil, Armando beginnt, den Jungen zu verfolgen. Warum eigentlich? Nichts in der Figur des Armando deutet darauf hin, dass er Masochist ist. Elder (Luis Silva) geht sogar widerwillig auf ein zweites Treffen ein... Vigas ist ein Meister der rigorosen Bildersprache. Die Dialoge sind bei ihm nur zweitrangig und dementsprechend knapp. Hier geht es um die taxierenden Blicke, wie aus sexuellem Interesse Zuneigung erwächst. Mich hat aber doch verwundert, wie plötzlich Elder einfach umschwenkt und den Mann, den er eben noch zusammenschlug, zu seiner Familie einlädt. Die soziale Schranke zwischen dem Zahntechniker und der Familie ist riesig. Ob es einen Sinn im kulturellen Kontext ergibt, wie Elder einen älteren Mann (der sich irgendwie merkwürdig verhält) einführt, bleibt dahingestellt. Eine rätselhafte Charakterstudie, in der die Figuren immer wieder widersprüchlich handeln. Armando und Elder - sie sind beide Getriebene, Opfer ihrer jeweiligen Welt. Dass Guillermo Arriaga das Drehbuch verfasste, mag einiges über die erzählerische Schwäche dieses kunstvoll unterkühlten Film sagen. Immer wieder wird hier Bedeutung suggeriert. Wer aber ganz genau hinsieht, wird aber enttäuscht werden. Er entdeckt hinter diesem vermeintlichen Kunstwerk: Nichts.

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