cinegeek.de's Movie Review of Seven Beauties ( Pasqualino Settebellezze )

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Seven Beauties ( Pasqualino Settebellezze )

Bodenlos
cinegeek.de - wrote on 05/13/16

Our Daily Free Stream: Lina Wertmüller - Seven Beauties (engl. dubbed). Lina Wertmüllers Seven Beauties handelt von Pasqualino, der durch das faschistische Italien wandelt, noch vor dem zweiten Weltkrieg. Es wird sein Schicksal sein, in deutsche Gefangenschaft zu geraten. Pasqualino landet schliesslich im KZ. Das mag als Plot nicht ungewöhnlich wirken (es gibt viele italienische Filme, die den zweiten Weltkrieg thematisieren), was aber Seven Beauties doch zu einem der einzigartigsten Filme überhaupt macht, ist die Tatsache, dass Pasqualino ein Dummkopf ist. Er ist weder besonders mutig, noch ausgesprochen feige, nicht einmal zynisch. In seinen "besten" Momenten ist er Opportunist, in seinen schwächsten ein gefügiger Spielball. Ich möchte - anstelle einer Spoilerwarnung - vorwegnehmen, dass mich Seven Beauties derartig mitgenommen hatte, dass es mindestens für eine Woche reichte! Natürlich würde Pasqualino sich selbst ganz anders charakterisieren. Er ist der einzige Sohn einer Familie, die nur Schwestern hervorbrachte. Sieben an der Zahl und jede ist noch hässlicher als ihre vorangegangene Schwester. Pasqualino selbst würde sich vermutlich als Mann von Ehre charakterisieren. Er hat dieses Macho Konstrukt der Ehre verinnerlicht und handelt danach. Für ihn ist jede seiner sieben hässlichen Schwestern der potentielle Ruin. Schliesslich schafft es die Jüngste auch, die schlimmsten Albträume wahr werden zu lassen. Sie nimmt einen Zuhälter als Mann und zieht in ein Puff. Pasqualino weiss, was zu tun ist: Er tötet den Zuhälter (der ziemlich gross ist) und verstreut die Leichenteile über ganz Italien in sperrigen Koffern. Auf dieser Reise trifft er auf Gestalten wie den Sträfling, der sich als Axtmörder und Monster von Neapel ausgibt. Es ist einer der typischen Wertmüller Männer, die grosse Posen vor dem Spiegel vorführen und den Kopf in den Nacken werfen. Es könnte sein, dass dieses durchgeknallte Monster aus dem Gefängnis entlassen wurde, um in der italienischen Armee zu dienen. Wir bemerken, wo der Film hin will: Mussolini sammelt bereits Mörder und Schergen für den Krieg ein. Wenn Wertmüller den italienischen Macho-Mann vorführt, gibts viel zu lachen in Seven Beauties. Doch Vorsicht: Das hier ist ein düsterer, grüblerischer Film. Er stellt die Frage, wozu der Mensch bereit ist. Wie tief kann er sinken? Wie sehr lässt er sich erniedrigen? Trotz seines Gehabes ist Pasqualino kein Mann, sondern ein Wurm. Im Konzentrationslager darf er all diese Eigenschaften zeigen. Die Aufseherin (die im Original mit einem bayrischen Akzent spricht) ist eine dicke, garstige Frau mit einer Peitsche, die sie wie eine Damenhandtasche mit sich führt. Durch den Rat seiner Mutter aber weiss Pasqualino, dass selbst die unzulänglichste Frau durch ihr Herz erreicht werden kann. Er muss also nur die Sprache des Herzens sprechen, um die Freiheit zu erlangen. Die Aufseherin durchschaut seine Lügen sofort, benutzt den Dummkopf aber für ihre eigenen Zwecke. Hier wird Seven Beauties zu einer Tortur. Wir sind einiges gewohnt an sadomasochistischen Beziehungen in Wertmüllers Filmen, diese aber verstört mehr als alles andere, was sie je zu zeigen wagte. Die Kommandantin versucht nichts weniger als Pasqualinos Charakter (falls er überhaupt je einen hatte) zu zerstören. Wir stellen uns vor: Der ausgehungerte KZ Häftling muss nun die fettleibige Deutsche ficken, und sie zum Orgasmus bringen. Das ist seine Möglichkeit, freigelassen zu werden. Mit ihrem bayrischen Dialekt aber, wiederholt die Kommandantin, dass sie nichts spürt, während sich der dürre Pasqualino an ihr abarbeitet. Dennoch gibt sie ihm die Chance, frei zu kommen. Er muss sechs Häftlinge auswählen, die anschliessend vernichtet werden. Dann muss Pasqualino seinem besten Freund eine Kugel zwischen die Augen setzen. Das könnte in einem normalen Film der tiefe Fall eines Mannes sein, der jegliche Selbstachtung verliert. Pasqualino aber hatte nie welche und das macht Seven Beauties so faszinierend! Was will Wertmüller uns mitteilen? Will sie uns simple Banalität und Grausmkeit erklären? Will sie uns die Nazi Herrschaft nahebringen, in der es keine moralische Wahl gibt und alle Opfer nur noch eins gemein haben: Die erlittene Demütigung? Ich kann es nicht beantworten. Ich denke, Lina Wertmüllers Film funktioniert auch nicht auf dieser rationalen Ebene, sondern gräbt sich tief ins Unterbewusstsein. Unfassbar und faszinierend! Ihr Film ist fesselnd und geheimnisvoll - er wird sich uns nicht erklären. Giancarlo Giannini spielt einen ganz ursprünglichen Toren, dem wir es verdanken, zumindest einige Male laut aufzulachen. Am Ende aber bleibt nur eines: Tiefer Pessimismus. Wertmüller hat Seven Beauties virtuos inszeniert; ich denke nicht, dass es keine bessere Regisseurin gibt! Seven Beauties, ein verzweifekter Aufschrei, ein Fall ins Bodenlose.

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