cinegeek.de's Movie Review of Hannah and Her Sisters

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Hannah and Her Sisters

Die Antwort
cinegeek.de - wrote on 04/30/16

Hannah And Her Sisters, der beste Film, den Woody Allen je gemacht hat, ist wie ein episodischer Roman aufgebaut, unterteilt in einzelne Kapitel mit in sich geschlossenen Geschichten. Zusammen ergeben sie eine Vision - die von Woody Allens Manhattan. Alles wirkt so nüchtern, wenn wir die Überschriften der Kapitel auf schwarzem Hintergrund lesen und das Leben der einzelnen Charaktere verfolgen. Ein steter Prozess, der da abläuft und dann explodiert! Die Leidenschaft, die Energie der Charaktere lässt diese georgnete Struktur zusammenbrechen! Es treten auf: Ein Buchhalter, der die Schwester seiner Frau liebt, ein TV Produzent, der glaubt, bald zu sterben und ein Künstler, der stark erscheint, aber kläglich von seiner Freundin abhängig ist. Die Frauen-Figuren, das sind Hannah und ihre Schwestern. Am Ende des Films bemerken wir eine hübsche Pointe: Das, was so penibel in einzelnen Kapiteln unterteilt war, endet im Chaos, im Tumult. Ironie des Schicksals: Wir meinen, unser Leben zu beherrschen, doch es fegt über uns hinweg. Zwei Jahre erleben wir im Leben dieser New Yorker aus Manhattan. Sie verdienen ihr Geld mit Kunst und Finanzdienstleistungen - der in Manhattan wohl beliebtesten Branchen. Alles beginnt und endet an Thanksgiving. Ein Dinner in der Mitte des Films dient als Wendepunkt. Lasse ich alle Charaktere aus Hannah And Her Sisters Revue passieren, bleibe ich immer wieder an Elliot hängen, der von Michael Caine verkörpert wird. Elliot ist der Mann von Hannah (Mia Farrow), verzehrt sich aber nach Lee (Barbara Hershey), der Schwester. Lee wiederum lebt zusammen mit dem gequälten Künstler Frederick (Max von Sydow), der sie wie ein Kind behandelt. Er scheint sein Loft niemals zu verlassen und in dieser Isolation stellt Lee den einzigen Kontakt zur Aussenwelt dar. Die dritte Schwester heisst Holly (Dianne Wiest). Hannah ist die verlässliche, kompetente der drei Schwestern. Früher war sie erfolgreiche Schauspielerin, doch sie gab das für Elliot und die Familie auf. Lee ist die emotionale, während Holly ein Ausbund von Ticks und Neurosen ist. Ein weiblicher Woody Allen. Wir lernen sie alle während eines Mittagessens kennen und dürfen uns sicher sein, dass wir, der Film, sie besser versteht als sie sich selbst jemals kennen lernen werden. Um den Film zu beschreiben, reicht es aber eigentlich, auf die zwei wichtigsten Charaktere hinzuweisen: Mickey und Woody Allen. Mickey ist die Figur, die Woody Allen selbst spielt. Ein TV Produzent, der in permanenter Angst vor Krankheit und Tod lebt. Früher war er mit Hannah verheiratet. Selbst nach der Trennung gehört Mickey noch zur Familie, vor allem, weil er so eine charmante Art hat, darauf zu bestehen. Das Zentrum der Familie sind die Eltern der drei Schwestern und Maureen O'Sullivan and Lloyd Nolan. Sie war einst eine grosse Schauspielerin, er ein schöner Nichtsnutz. Beide wollten immer im Rampenlicht stehen. Mit seinen zahlreichen Affäre und seiner Mittelmässigkeit, so die Mutter, hätte er, der Vater die Ehe fast zerstört. Es scheint sich aber auszugleichen durch ihren Alkoholismus. Zurück zu Mickey. Er ist Woody Allens Charakter und doch gibt es noch einen weiteren: Hannah and Her Sisters wird durch Woody Allens, nicht durch Mickeys Perspektive gezeigt. Wir kennen diesen Tonfall, diese Annäherung an Allens eigene Person aus seinen früheren Filmen Annie Hall und Manhattan, den ersten beiden Teilen der Manhattan Trilogie. Allens Regie und sein Drehbuch sind so stark Allen, dass er im Grunde als Erzähler auftritt. Hannah And Her Sisters ist keine Komödie, obwohl wir einige Male laut lachen müssen. Es ist aber auch keine Tragödie, obwohl man das über weite Strecken meinen möchte. Tief im Herzen des Films lässt sich eine Tragödie ausmachen und sie ist der Grund dafür, weshalb Mickey permanenter Aussenseiter bleibt. Während sämtliche Figuren sich entwickeln, mit ihrem Leben vorankommen, steckt Mickey fest mit seinen Beschwerden über Krankheit und Tod. Mickey glaubt nicht an ein Leben nach dem Tod, schlimmer, er neigt dazu, selbst am Leben im Hier und Jetzt zu zweifeln. Ist es wirklich echt? Wie er jemals Hannah heiraten konnte, bleibt ein Geheimnis des Films. Es kann nur ein Schritt gewesen sein auf dem Weg zu seiner endgültigen Rolle: Als Ex-Ehemann. Es gibt eine brutale Szene im Film, als Elliot Lee überrascht und ihr seine Liebe gesteht. Sie reagiert fassungslos, kann aber auch nicht ausschliessen, dass sie KEINE Gefühle für ihn hegt. Schliesslich erleben wir ihn nach seiner Offenbarung allein auf der Strasse mit leuchtenden Augen: "I've got my answer! I've got my answer!" So gemein der Charakter Elliots und die ganze Szene auch ist, sie mutet fast unglaublich an in Hannah And Her Sisters! Dass überhaupt jemand in diesem Film zu solch einer Erkenntnis fähig ist! Doch, welch Überraschung: Am Ende bekommt sogar Mickey seine Antwort.

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