cinegeek.de's Movie Review of Ms. 45

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Ms. 45

Gestörte Persönlichkeit
cinegeek.de - wrote on 04/10/16

Our Daily Free Stream: Abel Ferrara - Miss 45. Es war 1981 als Abel Ferrara dem Genre des Rache Thrillers einen besonderen Twist abgewann: Hier schwingt sich eine Frau auf zum Rache-Engel! Miss 45 ist eine Reise zurück nach New York, bevor es zur spätkapitalistischen Hochglanz-Metropole wurde. Hier wird ein stummes Mädchen nicht ein Mal, sondern zwei Mal vergewaltigt! Zum ersten Mal wird Thana (Zoe Lund) von einem Mann (Abel Ferrara selbst) in einer Mülltonne vergewaltigt, später in ihrer Wohnung noch einmal von einem Einbrecher. Diesmal aber kann sie sich wehren und erschlägt ihn mit einem Bügeleisen. Seine 45er Magnum nimmt sie ihm ab, zerstückelt die Leiche und verstreut sie über die ganze Stadt. Ein paar Müllsäcke mit Leichenteilen vergisst sie auf der Strasse, die ihr ein hilfsbereiter Passant hinterher trägt. Thana erschiesst ihn. Ab diesem Moment, beginnt sie Männer zu jagen. Thana verwandelt sich von der unauffälligen Angestellten in eine grell geschminkte Femme Fatale im Nonnenkostüm. Ein gewisser W. Herzog scherzte einmal, nachdem er ein Abel Ferrara Remake inszeniert hatte, er wüsste gar nicht, wer dieser Ferrara sei. Besser hätte er sich Miss 45 angesehen, um zu merken, dass dieser Ferrara genauso verrückt ist wie er selbst! In den frühen 80ern avancierte Ferrara zu einem der wichtigsten Indie Regisseure, die diesen Namen auch verdienen. Bis in die 90er dauerte seine Karriere an, blieb stets spannend, dann verliessen sie ihn und seine Filme wurden prätentiös. Ferrara zog 1998 von New York nach Rom. Heute versucht er, an alte Triumphe anzuschliessen und wir wünschen ihm von Herzen, dass er die Form von Miss 45 wieder erlangt! Zwischen Gosse und Glauben pendeln seine frühen Filme und wenn Thana bei Ferrara im Nonnenkostüm killt, ist das keine blosse Provokation. Ferrara war stets ein echter Katholik! Miss 45 ist deshalb auch kein simpler Exploitation Film, sondern das Portrait einer isolierten, kranken Frau. Seine Thana ist stumm und deshalb abgeschnitten von der Welt. Freunde hat sie keine, das wird deutlich in der Szene, als sie der Nachbarin erklärt, sie würde nachts bei einer Freundin bleiben, worüber die Dame sich wundert. Dadurch, dass Thana stumm ist, arbeitet auch Ferraras Film nur mit spärlichen Dialogen, was Teil der Faszination von Miss 45 ist. Versuch mal, den Ton ganz abzuschalten und du wirst Miss 45 problemlos verstehen! Ferrara ist da ein kühnes Experiment des reinen Films gelungen! Sieht man genauer hin, ist Miss 45 auch kein klassisches Rape & Revenge Movie. Das Genre funktioniert normalerweise so, dass am Anfang eine Vergewaltigung steht, die alle folgenden Taten rechtfertigt. Alle Täter werden erledigt und das Gute gewinnt. Thana aber tötet nicht nur ihren Vergewaltiger, sondern eine Reihe unschuldiger Personen, was ihrem "Rachefeldzug" eine psychopathische Note verleiht. Vermutlich war Thana bereits vorher eine kranke Persönlichkeit, die Vergewaltigungen aber, zerstören sie vollends. Ferrara als praktizierender Katholik führt hier vor, dass Rache keine Lösung sein kann. Der Hass selbst ist Ausdruck der erlittenen Schädigung und den gilt es zu überwinden. Das ist der grosse Unterschied zu den meisten Rachefilmen, auch denen, die sich der "Philosophie" der Rache bemächtigen. Miss 45 ist ein dreckiger Low Budget Film, der aber sein ganzes Genre des Rape & Revenge ad absurdum führt. Ich habe nie einen zweiten Film gesehen, der das genauso konsequent schafft! Miss 45 ist Abel Ferraras bester Film!

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