cinegeek.de's Movie Review of Lost Highway

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Lost Highway

Fassade
cinegeek.de - wrote on 04/08/16

Our Daily Free Stream: David Lynch - Lost Highway. Zum Geburtstag von Patricia Arquette! - Als Lost Highway im Kino lief gingen wir alle mehrmals rein, um anschliessend zu diskutieren, was wir gerade gesehen hatten. Es gab die Fraktion, die den Film so verstand, während eine andere dagegen hielt. Heute denke ich, dass wir damals alle grundlegend falsch lagen: Es gibt nichts zu verstehen. Lost Highway ist ein kalter Film, eine Lektion in Sachen Technik, eine Stilübung - aber unter der Oberfläche wartet nichts. David Lynch hat Lost Highway mit viel Verachtung für sein Publikum konzipiert. Das soll nicht heissen, Lost Highway sei uninteressant. Viele Aufnahmen sind effektiv und angsteinflössend, der Soundtrack ist grandios! Immerhin verdankt David Bowie dem Film sein künstlerisches Comeback! Es gibt wunderliche Twists, falsche Fährten und alles, was eine ordentliche Diskussion so anheizt. Während des Films hofft man, Lynch würde nun alles zusammenführen, doch es bleibt Fassade. Lost Highway eröffnet mit zwei nervösen Menschen in einem bedrohlichen Haus. Sie hassen oder fürchten einander: "You don't mind if I don't go to the club tonight?'', fragt die Ehefrau Renee Madison (Patricia Arquette) ihren Mann Fred Madison (Bill Pullman). Sie will zu Hause bleiben und lesen. "Read? Read?", äfft Fred sie verbittert nach (oder erkennt jemand etwas Liebevolles in der Art wie er das sagt?). Zuletzt sahen wir solche "innigen" Paare im Film Noir der 40er. Dann erleben wir ihn als hippen modernen Jazz Saxophonisten auf der Bühne. Schnitt. Am nächsten Morgen findet er einen Briefumschlag auf der Treppe vor der Tür. Er legt das Videotape ein und sieht eine verwackelte Aufnahme seines Hauses (vermutlich mit einer Überwachungs-Kamera gefilmt). Am nächsten Morgen wieder ein mysteriöses Tape und dieses Mal dringt der Film ein in das Haus. Jemand filmt das Schlafzimmer des Paares. Wer hat die Aufnahmen gemacht? Auf einer Party treffen sie auf einen verstörenden Mann mit einem clownesken Gesicht (Robert Blake). Er verspricht Fred: "We met at your house. As a matter of fact, I'm there right now. Call me.'' Der Clown steht vor Fred, aber ist in der Lage, bei Fred zu Hause am Telefon zu sprechen. Schliesslich spielt Fred das letzte unheimliche Tape ab, das seine ermordete Frau im Bett zeigt. Er selbst wird verdächtigt, sie getötet zu haben und arrestiert. Eines Morgens aber öffnet der Wächter die Zellentür von Fred und ist zutiefst erschrocken. Anstelle des etwa 40jährigen Mannes sitzt ein Teenager (Balthazar Getty) da. Niemand kann sich das erklären und man entlässt ihn. Wir befinden uns ab sofort in einem neuen Film, der auch ganz anders beleuchtet ist: Nach den düsteren Bildern im Haus der Madisons nun gleissendes Sonnenlicht. Die Hauptperson: Der Teenager aus Freds Zelle. Er arbeitet in einer Autwerkstatt als ein Gangster (Robert Loggia) mit seiner Geliebten auftaucht: Sie wird gespielt von Patricia Arquette und hat eine dunkle Vergangenheit. Wir erleben sie während eines Pornodrehs, bei dem gefoltert und getötet wird. Macht diese Szene irgendeinen Sinn? Kann man das überhaupt von irgendeiner Szene im Film behaupten? Lost Highway kommt mir vor wie eine Skizze, in der ein Regisseur Ideen notiert, die isoliert voneinander stehen. Sagen wir mal, Lynch hat sich einen Spass mit uns erlaubt und wirft uns nun seine Skizze vor, auf dass wir uns das Hirn zermatern. Es gibt keinerlei emotionale oder künstlerische Verbindung. In den grossen surrealistischen Klassikern sehen wir auch Szenen, die voneinander entkoppelt sind. Ein gewisser Meister des Surrealismus aus Spanien liess mal eine Figur von zwei Schauspielerinnen darstellen als guten surrealistischen Witz. Bei Lynch fühlt sich das nicht so an. Zwei Mal Patricia Arquette, einmal Bill Pullman, dann Balthazar Getty (eine Person? Oder nicht?) - ich komme mir verulkt vor. Ich habe gar nichts gegen mysteriöse Filme, nur wünschte ich, der Regisseur würde dabei den Überblick behalten. Ich wünschte, er hätte eine Absicht, eine Idee! Lynch immerhin das Talent, uns alle mit leerer Luft in Atem zu halten. (Dazu haben wir für euch eine Film List der 90s postmoderne zusammengestellt auf der Empfehlungsseite unserer Videothek cinegeek.de

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