cinegeek.de's Movie Review of Sicario

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Sicario

Schockiert
cinegeek.de - wrote on 03/07/16

Sicario eröffnet mit zwei Indikatoren einer brutalen Welt: Der erste, eine furchtbare Entdeckung, der zweite eine Explosion. Beide begründen den folgenden für uns befriedigenden Thriller (und genaus diese Tatsache bereitet mir Magenschmerzen). Wir befinden uns in einem Universum, in dem das Böse schlicht exisitiert. In dieser Welt kann Gewalt einfach so ausbrechen, Leben nehmen oder niederschmettern. Sicario schafft leider tiefe Befriedigung. Der Film untersucht den Krieg ohne Regeln oder Verpflichtungen mit einem spektakulären Auftritt von Benicio Del Toro und der faszinierenden Cinematographie von Roger Deakins. Böse Zungen behaupteten, Sicario sei zu ausschweifend und prätentiös. Sicario fehle deshalb die Dringlichkeit eines wahrhaft grossartigen Thrillers. Ich muss zugeben, dass mich diese Ansicht wütend macht, so ergriffen war ich von Villenueves Film. Sicario funktioniert, weil er sich die Zeit nimmt, den Schauplatz der Grenze Arizonas zu Mexikos zu beleuchten. Wie könnten wir uns sonst in dieser unvorstellbar grausamen Welt zurecht finden? In der ersten Szene versucht die FBI Agentin Kate Macy (Emily Blunt) das Opfer einer Entführung in Arizona aufzuspüren. Kurz blicken wir in ihr Gesicht: Furcht und Entschlossenheit vor dem Zugriff. Sie bricht mit einem Truck durch die Wand eines Hauses, erschiesst einen Täter, der seine Waffe gegen sie richtet. In ihren Augen blitzt Verzweiflung auf. Macy ist ausgesprochen menschlich und noch nicht abgestumpft. Ein Schuss reisst ein Loch in die Wand des Gebäudes und es kommen Leichen zum Vorschein. Mehr als 20, mehr als 30 tote Körper. Das gesamte Gebäude ist gefüllt mit Leichen - während des schockierenden Anblicks reisst eine Explosion draussen im Schuppen zwei Beamte in den Tod. Macy handelt ohne zu zögern und streng nach Vorschrift, was ihre Vorgesetzten beeindruckt. Sie wird vorgeladen zu einem Treffen einer Task Force, geleitet vom mysteriösen Matt (Josh Brolin). Seine Identität bleibt wie die gesamte Operation verborgen. Man arbeitet zusammen mit dem düster wirkenden Alejandro (Benicio Del Toro) - von dem nicht einmal sicher fest gestellt werden kann, ob er nicht einfach nur als Söldner dient. ihr Einsatz findet in Mexiko statt und endet blutig. Wo ist der Zusammenhang zwischen dem Leichenhaus in Arizona und der rechtslosen Stadt Juarez in Mexiko? Die Drogen Barone sind dort so prominent, dass sie Leichen verkehrt herum an der Hochstrasse aufhängen können. Der Befehl lautet, einen Drogen Schieber zu stellen und in die USA zu überführen. Auf dem Rückweg gerät der Convoy in einen Stau (man hatte sie vorgewarnt, dass explizit der Rückweg gefährlich sei). Während das Unternehmen im Stau feststeckt, blicken wir in verschiedene Autos: Wir erblicken tätowierte Gestalten, bewaffnet. Die Szene gehört zu den besten in der Disziplin des Aufbaus von Spannung überhaupt: Gewalt liegt in der Luft und wird ausbrechen... Das Drehbuch von Sicario entwickelt nicht nur einen Hauptcharakter. Macy nimmt oft nur die Position einer Beobachterin ein, während Matt und Alejandro agieren. Sollte es möglich sein, dass Macy eben nur zu diesem Zweck angeheuert wurde? Im Kern kreiert Sicario eine Welt ohne Anführer, die im Chaos versinkt. Dementsprechend kann sich Macy während des gesamten Films nicht zurecht finden, da keine Grundregeln existieren. Denis Villeneuve kann sich auf die Anziehung Del Toros verlassen, die fast magnetisch wirkt. Ihm gebürt der Showdown, der gnadenlos und radikal abläuft. Wir merken, dass der Kanadier Villeneuve auch in seinem dritten US amerikanischen Film nicht von Hollywood korrumpiert wurde: Emily Blunt als Heroine? Mir scheint sie in gefangen in einer unerhört altmodischen Frauenrolle, die Hollywood so gar nicht mehr vergibt. Sollte sie jemals aktiv an diesem Einsatz mitwirken oder bloss Bericht erstatten? Rechtfertigt sie einfach nur die Unrechtmässigkeit der Operation? Benicio Del Toro dagegen als dunkler Held? Provoziert der Film, dass wir uns mit seinem Feldzug gemein machen? Bestaunen wir einen Mann, der innerlich längst abgestorben ist? Ist ausser mir noch jemandem aufgefallen, dass wir Zeuge einer angedeuteten Zuneigung zwischen Macy und Alejandro werden? Ich muss mir Sicario noch einmal ansehen. In diesem Moment fühle ich mich nur elend und schockiert. mehr auf cinegeek.de

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