cinegeek.de's Movie Review of Carol

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Carol

Ausserhalb
cinegeek.de - wrote on 03/07/16

1949 verfasste Patricia Highsmith die Liebesgeschichte einer schüchternen Verkäuferin und einer viel älteren Hausfrau. 1952 veröffentlicht kann man den Roman auch als Zeugnis des konformistischen Amerikas der Zeit lesen. Todd Haynes hat seine ganze Karriere damit verbracht, Konformität und Repression zu erforschen. In Carol richtet er seine Aufmerksamkeit auf die unsichtbare lesbische Subkultur während der 50er. Carol beschäftigt sich dabei mit dem schönen Schein, der Oberfläche des Menschen in Kontrast mit seiner wahren Natur. Die Dualität des menschlichen Seins. Therese (Rooney Mara) ist Verkäuferin in einem New Yorker Warenhaus. Sie hat eine Art festen Freund, doch irgendetwas in ihrem Verhalten hinter der Verkaufs-Theke verrät uns: Therese wartet... Vermutlich weiss sie selbst nicht auf was. Dann tritt Carol, eine elegante Blondine, in Erscheinung. Die erste Begegnung von Carol und Therese mag geschäftlich sein, Kundin und Verkäuferin. In Wahrheit aber werden wir Zeuge eines verbotenen Flirts. Haynes inszeniert die Beziehung beider mit viel Aufmerksamkeit für die Details (die schmutzigen Motel Zimmer, dunkles Bar, Carols Anwesen und Thereses Apartment). Wir erleben die Romantik, aber auch die Tücken der Situation. Manchmal werden Carol und Therese durch verschmutzte Fenster gefilmt, es scheint, als stünden sie ausserhalb. Die Einsamkeit resultiert daraus, dass beide nicht sie selbst sein dürfen. Carol und Therese müssen sich verstecken. Der Roman wird durch Thereses Perspektive erzählt. Dadurch bleibt Carol im Grunde fremd. Besonders deutlich wird das im Film in den Szenen, da Therese abwesend ist - sie verwirren uns, da wir ja gewohnt sind, eben durch Thereses Augen zu sehen. Blanchett ist eine Schauspielerin, die keine Angst davor hat "dramatisch" zu spielen. In einigen Filmen wirkt das unpassend in einem realistischen Kontext. In Carol kommt ihr das aber zugute, denn ihre Figur versteckt sich hinter "Performance": Wie sich Carol eine Zigarette ansteckt, wie sie ihr Haar zurückwirft. Auch Carol ist eine Schauspielerin. Therese erleben wir in ihrer Beziehung mit einem Mann und auch darüber hinaus hat sie einige (männliche) Freunde. Interessant ist der Unterschied dieser Beziehung gegenüber der, die sie mit Carol eingeht: Es ist nicht einfach die Geschichte der schüchternen Verkäuferin, sondern durch Carols Präsenz wird Therese eingeschüchtert. Dazu kommt, dass sie nie öffentlich Carols Hand halten kann und auch nicht davon ausgeht, dass dies jemals geschehen wird. In einer Szene sitzt Terese auf dem Rücksitz eines Taxis und beobachtet ein Pärchen, wie es Händchen haltend die Strasse entlang schlendert. Wie stark mag sie sich in diesem Moment "ausserhalb" gefühlt haben? mehr auf cinegeek.de

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