cinegeek.de's Movie Review of Tokyo Story ( Tôkyô monogatari )

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Tokyo Story ( Tôkyô monogatari )

Der beste Film aller Zeiten
cinegeek.de - wrote on 03/07/16


Keine Geschichte könnte einfacher sein: Die Grosseltern reisen in die Stadt, ihre Kinder und Enkelkinder zu besuchen. Die allerdings sind beschäftigt, was die alten Menschen verärgert. Still, ohne dass es jemand zugibt, verfehlt der Besuch seinen Zweck eines Miteinanders. Nach der Rückkehr stirbt die Grossmutter wenige Tage später und nun ist es an den Kindern, eine Reise zu unternehmen. Aus diesen Elementen hat Ozu einen der grössten Filme aller Zeiten gemacht; eine Geschichte, die noch lange nachwirkt und tiefe Emotionen weckt. Tokyo Story ignoriert die Momente, die andere Filme gesucht hätten: Die grossen Kino-Szenen. Er will nicht unsere Gefühle verstärken, sondern Verständnis erregen. Tokyo Story erreicht das in einem Masse, dass ich nahezu während des gesamten Finales heulen musste und mir sicher war: Ja, dieser Film kann uns ein wenig Erkenntnis bringen und einige Schritte weiter weg führen von unseren Fehlern! Die Charaktere sind universal angelegt, fast scheint es so, als blicke man in einen Spiegel. Ozus Drama stellt unsere Natur bloss. Es ist nicht einfach so, dass wir uns von unseren Familien entfremdet hätten. Wir verschanzen uns vor ihnen, um uns den Fragen des Lebens nach Liebe, Arbeit und Tod nicht zu stellen. Doch diese Flucht in Floskeln und Ablenkung - ein japanischer Film, der mittlerweile über 60 Jahre alt ist, deckt das alles auf! Ozu erweist sich nicht nur als grosser Regisseur, sondern auch als erfolgreicher Lehrer, denn sein Film wird zum Freund. Tokyo Story eröffnet mit bittersüsser Musik, die aber nie zum Zweck eingesetzt wird, unseren Affekt zu erhaschen. Ozu liebt Wolken, Rauch und leere Strassen, wie kein anderer Regisseur erweckt er mit jeder Einstellung meine Zuneigung. Seine Kamera bewegt sich fast immer auf Augenhöhe der Protagonisten und wird nahezu nie bewegt. Jede Einstellung wirkt wie eine eigene Komposition, fast möchte man sie als Bild rahmen. Ozu liebt die Stille, Bewegung wird immer nur durch die Figuren erzeugt. Der Grossvater lächelt viel, wenn er zuhört - schliesslich antwortet er "Ja". In seinem Blick aber sehen wir, dass das Gesagte nicht dem entspricht, was er meint. Vielmehr spüren wir, wie er sich davor schützt, seine wahren Gefühle zu offenbaren. "Ja" drückt auch die Reue darüber aus. Manchmal entdeckt Ozu Details im Bild wie die wunderschöne Teekanne. Fast ist es so, als ob die Kamera sie gefunden hätte und nun präsentiert. Wenn die Familien-Mitglieder beisammen sitzen, sehen wir meistens mehrere im Bild. Gefühle werden in ihren Gesprächen verschlüsselt, selbst übertriebene Bekundungen sind nur zum Zweck des Verbergens da. Während des Begräbnisses der Grossmutter versammelt sich die Familie und wieder sehen wir sie vor uns - in einer Reihe. Diesmal aber sind ihre Tränen echt. Chishu Ryu als Grossvater beschliesst den Film: Alleine zu leben wird sehr schwer für ihn werden, die Tage werden sehr lang sein.
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