cinegeek.de's Movie Review of The Hateful Eight

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N/A

The Hateful Eight

Verquatscht
cinegeek.de - wrote on 03/07/16

Tarantinos ultrabrutaler und hochgradig verquatschter The Hateful Eight ist eine imponierende Vorstellung von Filmkunst, aber auch ein zutiefst hässlicher Film. Der Western bietet Gewalt voller Schadenfreude und eine ungeheuer nihilistische Sicht auf die Welt - Tarantino Kritiker werden sich darin bestätigt fühlen, er hätte nun ihre schlimmsten Ängste erfüllt. The Hateful Eight spielt irgendwann nach dem Bürgerkrieg. Wir erleben eine Gruppe von Cowboys im Schnee von Wyoming. Fast eine halbe Stunde Zeit nimmt sich Tarantino, um die Gruppe vorzustellen: John "The Hangman" Ruth (Kurt Russell), der im Grunde nur das Abziehbild klassischer Western darstellt. Er spricht sogar wie ein Cowboy der 50er. O.B. (James Parks) ist sein Fahrer, Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh) seine Gefangene, die in Red Rock gehängt werden soll. Chris Mannix (Walton Goggins) spielt den Sheriff von Red Rock, der zuvor Gangster war und von Ruth nicht als Mann des Gesetzes anerkannt wird. Marquis Warren (Samuel L. Jackson) spielt einen ehemaligen Sklaven, der zum Kriegshelden wurde. Ruth misstraut Warren und Warren hasst Ruth. Später gesellen sich weitere Charaktere zu ihnen wie ein ehemaliger General (Brude Dern), ein britischer Henker (Tim Roth) und ein Revolverheld: Joe Gage (Michael Madsen, der immer nur dieselbe Rolle bekommt). Ich zählte sogar neun Figuren, wobei der Fahrer nicht hasserfüllt genug ist, um zum engeren Kreise zu gehören. Tarantino spendiert noch weitere Mitspieler wie Channing Tatum und Zoe Bell, die aber weniger interessant wirken. The Hateful Eight ist voller spielerischer Überraschungen, nicht nur, was den Plot angeht, sondern auch seine Form. Der Western wirkt dadurch experimentell und weniger "klassisch". Ennio Morricone hat die Filmmusik komponiert, wobei man permanent das Gefühl hat, das Motiv doch schon einmal gehört zu haben? Hat Morricone möglicherweise sich selbst "gesampled"? Tarantino entschied sich dafür, den Film in 70mm aufzunehmen (was ein Beweis ist, dass er - Tarantino - doch letztlich immer origineller ist als seine unzähligen Nacheiferer). Ein Format, dass wir im Grunde zuletzt während den 60ern im Kino bewundern durften - allerdings wundert mich die Tatsache, dass geschätzt drei Viertel von The Hateful Vight in Innenräumen spielt. Es ist für mich gar nicht das Problem, WIE Tarantino seine Geschichte erzählt - sondern die Mängel des Plots: Noch stärker als in früheren Filmen des Regisseurs haben wir es weniger mit einer Geschichte zu tun, als vielmehr mit aufeinander folgenden Ereignissen - Dialog, Dialog, Dialog, Dialog, Tötungs-Szene. Dialog, Dialog, Dialog, Dialog, Tötungs-Szene. Themen wie der Bürgerkrieg oder der amerikanische Kapitalismus werden nicht an sich wahrgenommen, sondern dienen nur dazu, um Dialog, Dialog, Dialog, Dialog, Tötungs-Szene zu ermöglichen. Falls Tarantino tatsächlich so etwas wie Moral verfolgt, dann seine ganz eigene. Wozu braucht er derartige Themen überhaupt in seinen Filmen? Mir gefielen früher seine offen amoralisch handelnden Figuren viel besser! Leigh, die den Gangster Part spielt, bekommt am meisten ab: Ihr Gesicht voller Blut, ein Zahn fehlt und immer wieder muss sie einstecken. Samuel L. Jacksons Figur verkörpert den Mythos des schwarzen Mannes. Niemand könnte ernsthaft behaupten, Tarantino würde hier ehrlich Partei ergreifen für die Sache der Schwarzen. The Hateful Eight gebärdet sich trotzdem wie ein Meisterwerk: Die Bilder sind phantastisch, die schauspielerischen Einzel-Leistungen sind ungewöhnlich, die Musik ist immerhin von Morricone. Tief im Inneren aber, glaubt Tarantinos Film an nichts anderes als Sensationen. Darüber hinaus stellt The Hateful Eight auch keinen echten Western dar, sondern eine Soap mit Cowboy Hüten. Der historische Hintergrund? Dient einzig dazu, Spässchen zu machen. mehr auf cinegeek.de

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